Lebensmittel sind Dinge die gelebt haben

Bunter Einkauf mit Blumen, Beeren, Fenchel, Radiesli, Zwetschgen, Käse und Fruchtaufstrich von Rühr-Werk. Eben Dinge die gelebt haben.

Lebensmittel versus Essen

Bei folgender Anekdote weiss ich leider nicht mehr wer sie mir erzählt hat. Ich fand sie damals so schön und auch bemerkenswert, dass sie mir im Gedächtnis geblieben ist. Sie gab mir den Titel für diesen Blogartikel. 

In einer Schulklasse fragte die Lehrerin die Kinder, was Lebensmittel seien. Die Klasse dachte kurz nach, dann meldeten sich die Kinder. Brot, Butter, Gemüse, Nudeln usw. zählten sie auf. Bis auf ein Mädchen, das überlegte lange und als es von der Lehrerin gefragt wurde, was ihm zum Thema Lebensmittel in den Sinn käme, sagte es Folgendes: “Lebensmittel werden aus Sachen hergestellt, die gelebt haben.” Das finde ich so schön, schöner könnte ich es nie formulieren. 

Die Blogparade

Ein wenig schreibe ich den Artikel auch für Anna Koschinskis Blogparade von Anna Koschinski, zielgerichtet und entspannt bloggen. Sie hat mich dazu angestubst. Solche Stubser sind wunderbar, um sich vorwärts zu bewegen. Mir helfen sie dabei. Oft braucht es wenig, dann fliessen die Worte. Darum habe ich meine Gedanke für Euch aufgeschrieben und lasse Euch hier an meiner Haltung gegenüber Lebensmitteln teilhaben. 

Iss nichts, was deine Urgrossmutter nicht als Essen erkannt hätte

Warum essen wir heute so viele Dinge, die mit eigentlichen Lebensmitteln nichts zu tun haben? Wieso muss Brotteig mit Enzymen und viel Hefe möglichst schnell produziert werden? Ist immer mehr und grösser wirklich besser? XXL Burger, Large Cola, Magnum Glace usw. Wenn nicht gross, dann wenigstens kalorienreduziert, Low Fat, Low Sugar, aber dafür High Protein und so weiter, die Liste könnte ich ellenlang weiterführen.  

Ich bin der Meinung: Iss nichts, was Deine Uroma nicht als Lebensmittel erkannt hätte. Wenn wir mit diesem Gedanken einkaufen gehen, sieht unser Einkaufskorb vielleicht bald anders aus. Gesünder, nachhaltiger, regionaler. 

Was Lebensmitteln mit persönlichen Werten zu tun haben

Ich meine mit Werten nicht Kalorienangaben oder Fettgehalt. Ich das, was mir an einem Lebensmittel wichtig ist. – Frische und Qualität setze ich voraus. – Es ist mir zum Beispiel sehr wichtig, woher unser Fleisch stammt. – Ja, ich bin nicht immer konsequent, aber ich arbeite daran. – Es ist mir wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. Dass sie es gut haben.
Gut ich könnte mich vegan ernähren, oder Vegi werden. Das möchte ich aber nicht, weil ich Fleisch mag. Dazu stehe ich. Und ich liebe Käse und Eier. Bei den Eiern ist mir wichtig, dass die Hühner, die unsere Eier legen ein würdiges Leben haben, und im Gras picken können. Es ist mir auch wichtig zu wissen, woher mein Gemüse kommt. Ich zahle gerne einen fairen Preis dafür. Leider habe ich (noch) kein Gemüseabo, weil mein Mann vieles nicht mag. Aber ich arbeite daran 😉 Und soeben habe ich Kopfsalate in mein neues Hochbeet gepflanz und hoffe dass er weder von Spatzen noch von Schnecken verspeist wird. 

Diese ganzen Überlegungen sind für mich wichtig, weil Lebensmittel wichtig zum Leben sind. Beim Einkaufen wird mir erst bewusst, was uns die Industrie mit der Werbung andrehen will. Und es ist wirklich ein “Andrehen”. Kaum zu glauben. So viele Dinge, die uns “verkauft” werden, haben nicht im geringsten etwas mit “Lebensmitteln” zu tun. Und ich stelle mir immer mehr die Frage, warum wir uns davon so beeinflussen lassen, obwohl wir es eigentlich besser wissen müssten.  

“Team Selbermachen”

Wärend der Koronakrise haben plötzlich viele mit Brotbacken angefangen. Wenn jetzt plötzlich alle backen, machen wir dem Bäcker das Leben schwer! Ja, das stimmt bis zu einem gewissen Grad schon. Anderseits werden wenige nach der Krise noch jeden zweiten Tag das Brot selbst machen. Doch wir schätzen vielleicht ein gutes Brot mehr, als ein Industriebrot, das schnell gebacken wurde und achten beim Bäcker auf Qualität und echtes Handwerk. 
Klar kommt bei uns nur Rühr-Werk Fruchtaufstrich auf den Tisch. Aber auch ganz viele andere Dinge mache ich selber. Ausprobieren und neues entwickeln das ist mein Ding. Manches schafft es, in unser Repertoir aufgenommen zu werden, anderes ist eher einmalig. 
Oft brauche ich nicht mal viel Zeit. Oder ich kann gleich viel von etwa machen, das spart Zeit. Kochen ist für mich Entspannung, so wie andere ins Yoga gehen. Und wer nicht gerne kocht, kann vielleicht bei jemandem einkaufen, der es lokal, mit guten Grundprodukten selbst herstellt. 

Feststellung: Lebensmittel sind teuer

Teuer ist relativ. Ja und Nein. Echte Lebensmittel müssen nicht unbedingt teuer sein. Die Frage ist, wie wir teuer definieren. Und die Frage ist, was heisst teuer, im Zusammenhang mit Lebensmitteln. Vorallem bei Gemüse und Früchten ist es wichtig darauf zu achten, wann Saison ist. In der Hochsaison wechseln die Preise übrigens täglich, da lohnt es sich zu vergleichen. Und oft kann man für wenig Geld, wunderbare Produkte kaufen. Am besten gleich beim Bauern, frisch vom Baum. Einmachen kann man übrigens bei Früchten und Gemüsen fast alles.  
Beim Fleisch ist es auch so: Ich kann günstiges Fleisch kaufen, das vielleicht im Ausland unter fragwürdigen Verhältnissen produziert wurde. Das praktisch keine Nährstoffe hat, weil die Tiere nie Gras gesehen haben. Aber möchte ich das? Beim Metzger kann ich günstige Fleischstücke kaufen. Ich muss einfach das richtige Rezept haben, dann lässt sich daraus auch ein sehr feines Essen bereiten. Wenn ich da zum Beispiel an Mamas Siedfleisch denke, oder an ein Ragout, lange geschmort, so dass es fast zerfällt. Mhmmm…

Billig auf Kosten anderer?

Ja, Gemüse aus Spanien ist günstiger. Oft ist sogar beim Grossverteiler das saisonale Gemüse aus dem Ausland. Billiger, weil die Arbeiter weniger verdienen. Weil sie oft unter menschenun-würdigen Verhältnissen leben. Wir haben dafür billiges knackiges Gemüse, auf Kosten der Gesundheit anderer Menschen. Dazu könnte ich noch viel mehr schreiben, und es gibt sicher auch dort “anständige” Produzenten. Mit einigen arbeite ich sogar für die Zitrusfrüchte zusammen. Aber ich werde das hier nicht weiter ausführen. Es gibt verschiedene Reportagen in glaubwürdigen Zeitungen dazu.
Ich habe für uns entschieden, dass ich darauf achte, aus der Schweiz oder wenn es gar nicht anders geht, fair produziert zu kaufen. Oder auch mal zu verzichten. Spargeln oder Erdbeeren bereits im Februar gibt es bei Rühr-Werks nur eingemacht oder als Fruchtaufstrich. Sind wir mal ehrlich, wenn wir wirklich wollen, geht immer.  

In der Coronakrise haben viele “fairer” eingekauft

Schon spannend, was in den letzten Wochen “abgegangen” ist. Die Hofläden wurden regelrecht gestürmt. Aus verschiedenen Gründen. Einerseits, weil am Anfang der Krise die Grossverteiler leere Regale hatten, andererseits, weil die Menschen plötzlich mehr Zeit hatten. Da machte man schon mal eine Velotour mit den Kindern bis zum nächsten Hofladen. Was ich genial finde, perfekt sogar. Nur müsste das so weiterlaufen.  

Was wenn die Krise vorbei ist

Jetzt brummen die Hofläden, aber was ist, wenn die Krise vorbei ist? Leider hat es bereits mit den ersten Öffnungen am 2. Mai wieder abgenommen. Denn jetzt wird wieder weniger gekocht, die Menschen essen wieder im Geschäft. Es ist keine Zeit mehr da. 
Hoffentlich bleibt an den Wochenenden, wenigstens etwas davon übrig! Gerade im Moment finden wir unsere Bauern toll. Aber hey, finden wir sie doch auch im Sommer toll! Kaufen wir die Zwetschgen direkt und nicht beim Grossverteiler. Dann bekommt der Bauer auch einen fairen Preis und kann dafür auch wieder lokal einkaufen. So sollte der Kreislauf doch sein, oder? 

Und zum Schluss noch dies

Vielleicht ist unser Einkaufverhalten ein paar Überlegungen wert. Vielleicht gibt es Dinge, die uns in dieser Zeit des Lockdowns lieb geworden sind. Lies auch hier, warum der Genuss der wahre Verlierer der Coronakrise ist. Denk über deine Einstellung zu Lebensmitteln nach, bevor der alltägliche Wahnsinn wieder anfängt. Was wollen wir in Zukunft wie machen? Vielleicht liefert der Bauer direkt vor die Haustür, oder er stellt uns einen Korb zusammen, den wir am Feierabend abholen können? Gibt es kleine lokale Lieferanten, die ich berücksichtigen kann? So wie meine Hühner. Die legen nämlich jeden zweiten Mittwoch Morgen zuverlässig zwölf Eier in meinen Briefkasten. Ist das nicht toll? Ich freue mich jedes Mal aufs Neue. 
 

Liebe Leser ich bin sehr gespannt, was Ihr dazu meint und freue mich auf einen Austausch in den Kommentaren.

Viel Genuss und herzliche Grüsse

Eure Frau Rührwerk 


2 Meinungen zu “Lebensmittel sind Dinge die gelebt haben

  1. Simon sagt:

    Ist Salz etwa kein Lebensmittel, weil es nicht gelebt hat? Was passiert mit anderen wichtigen Mineralien? Ansonsten ein sehr netter Artikel wie immer.

    • Frau Rührwerk sagt:

      Guter Punkt. Rein von der Definition her gehören Salze zu den Mineralstoffen und nicht zu den Lebensmitteln. Das heisst aber nicht, dass sie nicht wichtig und lebensnotwendig sind.
      Mit der Definition “Lebensmittel” werden unveränderte, natürliche, mechanisch (durch Mahlen beispielsweise) oder enzymatisch veränderte Produkte aus der Landwirtschaft oder aus der Natur zusammengefasst. Also Dinge die gewachsen oder von Tieren produziert worden sind, wie beispielsweise Eier.
      Gruss Frau Rührwerk

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